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Unsere Zielsetzung

Die Interpretation von dunkelfeldmikroskopischen Befunden sind zum Teil sehr abenteuerlich mit meist noch abenteuerlicheren Begründungen. Das man durch "forschen" auch zu wissenschaftlich belastbaren Ergebnissen in der Dunkelfeldmikroskopie kommen kann, wollen wir hier zeigen.

Jeder Dunkelfelddiagnostiker kennt das.... Man sieht eine nicht alltägliche Auffälligkeit im Dunkelfeld, für die es im Moment keine eindeutige Erklärung bzw. Interpretation gibt.
Von dieser Auffälligkeit wird dann meist in Foto erstellt, welches anschließend in einen Ordner auf dem Computer wandert, welcher häufig mit der Bezeichnung "Was ist das" oder ähnlich bezeichnet ist. Mit der Zeit wird dieser Ordner im voller und voller. Ab und zu klärt sich das eine oder andere Phänomen durch neue Erkenntnisse aus einem Seminar oder nach einem Fachgespräch mit einem Kollegen und der Ordner wird wieder etwas leerer.
Wir wollen dazu beitragen, dass dieser Ordner mit der Zeit im Idealfall wieder völlig leer wird. Wir hoffen damit, zum einen den diagnostischen Horizont vieler Diagnostiker deutlich erweitern zu können und zum anderen abenteuerlichen Interpretation mehr und mehr den Boden entziehen zu können,welche die Methode ständig in Misskredit bringen. Solange "Fingerabdrücke" auf Deckgläsern, Staubpartikel und Eintrocknungsphänomene auf dem Objektträger als schwere Krankheiten interpretiert werden, gibt es hier viel zu tun! Wir hoffen auf anregenden Austausch.

Hier einige mögliche "Fehlinterpretationen"

Erythrozyt mit Auffälligkeit

Der Ery unten links auf dem Foto weist als Auffälligkeit eine Menge kugelförmiger Einschlüsse oder Auflagerung auf der Oberfläche auf. Diese selten im Blut auftauchenden Erys werden häufig in der Dunkelfeldszene als "befallen" bezeichnet. Dazu muss man sich die Frage stellen mit "was" diese denn befallen sein sollen.

BewertungZum Lesen der Begründung anklicken

Viren scheiden aus.
Einige Therapeuten denken, dass es Viren sind. Es ist bekannt, dass ein normozytärer Ery einen Durchmesser von knapp 8µm hat. Anhand dieser Größe kann nun der Durchmesser einer der kugelförmigen Gebilde grob auf etwa 0,6 bis 0,7 µm abgeschätzt werden. Mit dieser Größe scheiden Viren als Ursache für die kugelförmigen Gebilde aus, zumal der kernlose Ery über keinen Reproduktionsapparat verfügt. Ein Virus liegt unterhalb der Auflösungsgrenze eines Lichtmikroskops von 0,2µm und ist damit nicht sichtbar.
Chlamydien scheiden auch aus.
Weiterhin werden häufig Chlamydien als Ursache genannt. Als intrazellulär lebendes Bakterium, welches sich vom ATP der Zelle ernährt, käme es zwar in Betracht, aber auch hier spricht die Größe dagegen. Chlamydien liegen im Größenbereich von 0,3 µm bis maximal 0,5 µm.
Parasitäre Formen scheiden ebenfalls aus.
Im Video kann man erkennen, dass sich die kugelförmigen Gebilde nicht innerhalb des Erys bewegen, sondern auf oder in der Membran fest verankert sind und nur im Takt der Bewegung des Erys "mitzittern". Damit scheiden eigenständige Formen wie Plasmodien, Babesien, Leishmanien usw. auch aus.
Auch an hämatologische Erkrankungen denken.
die kugelförmigen Gebilde sind auf der Erymemebran aufgelagert bzw. in sie eingebaut. Am ehesten erklärbar sind die Gebilde ähnlich denen, die bei HbH-Zellen der Alpha Thalassämie auftauchen. Als Alpha-Thalassämie bezeichnet man eine genetisch bedingte Synthesestörung der Alpha-Ketten des Proteinanteils Globin im Hämoglobin. Vereinzelt tauchen diese Zellen im Blut auf, bei vorliegender Thalassämie häufen sie sich.
Nicht verwechseln mit Retikulozyten.
Diese Zellen haben nichts mit Retikulozyten zu tun, deren auftreten im peripheren Blut mit einem Anteil von etwa 1-2% physiologisch sind, deren RNS Restfragmente im DF aber anders aussehen. Im Hellfeld lassen sich diese Reste anfärben, im Dunkelfeld ist das entbehrlich.